Donnerstag, 14. März 2013

Was für ein krankes, geniales Buch...




Ich bin gerade erst fertig geworden... Es hat mir buchstäblich den Magen umgedreht.
"Exil" ist ein grausames, wildes, brachiales, grenzgenial wahnsinniges, und ungemein berührendes Buch. Und das nicht unbedingt im positiven Sinn. Es schlägt eher zu. Ziemlich fest und ziemlich hinterhältig. Aber von Anfang an:




Protagonistin ist die zu Beginn der Handlung fünfzehnjährige Samantha. Sie lebt gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer großen Schwester Alison in einem Hotel in Tanga, Tansania. Ihre Mutter betreibt das Hotel, während ihr Vater auf undurchsichtige Reisen quer durch den ganzen Kontinent verschwindet. Die Handlung beginnt, als Samantha zurück aufs Internat muss, und ihre Schwester nach England zurückfliegt, von wo aus die Familie vor zwölf Jahren eingewandert ist.
Samantha hasst die Schule, raucht, kifft und säuft, was das Zeug hält. Ich bin nicht ganz mitgekommen mit ihren soziale Aktivitäten... einerseits ist sie vollkommen verunsichert, sehnt sich nach Aufmerksamkeit, nach Zärtlichkeit und Fürsorge, andererseits stößt sie alles vor den Kopf, was auf mehr als zwei Meter an sie ran kommt. Eigenlich ein alter Hut, und jedes Mädchen, das mal fünfzehn war, erkennt sich in ihr wieder. Das Tragische an ihrer Geschichte ist, dass sie nicht herausfindet aus ihrer Wut und niemanden hat, an dem sie sich orientieren kann. Jeder in ihrer Umgebung hat ein kaputtes Leben, dealt mit Hasch, Koks oder Heroin, handelt mit Waffen oder, so wie ihr Vater, mit Kriegskünsten. Und so versucht sie in diesem Sumpf ihren eigenen Weg zu gehen und man weiß als Außenstehender, als Leser so genau, dass es hoffnungslos ist, dass es keinen Weg gibt. Samantha wird zerrieben zwischen dem, was Afrika ist, und was die weißen Kolonialisten daraus gemacht haben.
Ihr Vater erkennt sich wieder in seiner Tochter, ist aber unfähig, ihr zu zeigen, dass er sie versteht und nicht will, dass sie so wird wie er. Er lässt sie alleine. Alle ihre Versuche, sich die Liebe, die ihr fehlt anderswo zu holen, scheitern.

"Nach außen hin bist du ein harter Hund, Samantha. Aber innerlich zitterst du. Du weißt nicht, was du willst, Mädchen."
(Ejersbo, Jakob: Exil. S. 300)

Ich kann nicht sagen, was das Buch für mich ist. Es ist ja nicht das erste Buch in der Richtung, das ich gelesen habe. Aber es ist definitiv eines von der harten Sorte. Ein Buch, bei dem man sich genau überlegen soll, was man darauf liest, um nicht in ein schwarzes Loch aus Trivialität zu fallen. Andererseits ist es unmöglich ein ähnlich schwer verdauliches Buch gleich danach zu lesen. Ich kann nicht sagen, was man danach lesen sollte. Am besten erst mal gar nichts.





"Ich habe bloß auf die Frage dieses Mannes geantwortet. Es ist leicht, das Herz am rechten Fleck zu haben, wenn man Erste Klasse fliegt."
(Ejersbo, Jakob: Exil. S. 235)


























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