Dienstag, 23. April 2013

Ein Kreis schließt sich

Quelle: http://blog.thalia.de/?p=11907
Am 18. Februar 2013 ist Otfried Preußler 89-jährig verstorben. Damit schließt sich ein großer Kreis künsterlischen Schaffens, pädagogischen Wirkens und literarischer Leistungen. Nun, da es vorbei ist, kann man zurückblicken und resümieren. Man kann sagen:"Das war's. Es kommt nichts mehr." Das ist traurig und ich kann nichts Tröstlicheres finden, als das, was es geworden ist: Eine lange Liste voller Kinderbücher und Geschichten, Hörspiele, Filme und Bühnenwerke, eine bunte Mischung aus allen möglichen Figuren, so viele, wie man sich ausmalen mag.

Krabat steht in einer Reihe mit dem starken Wanja, der Räuber Hotzenplotz mit der Witwe Schlotterbeck und Kasperl, flankiert von dem kleinen Wassermann (mit dem alles angefangen hat), der kleinen Hexe und der dummen Augustine. Rübezahl schaut vorbei, als Gewitter, als alter Mann, als jemand, mit dem nicht gut Kirschen essen ist; eben so, wie Otfried ihn zusammengetragen hat, in all seinen Facetten.


"Ich bin ein Geschichtenerzähler", sagt Otfried Preußler. Und ich glaube, er hat sich gefallen in seiner Rolle als Kindergeschichtenbrotbäcker, als Erfinder, als Kinderautor. Er hat sich eben so verstanden.

In seiner "Quasi"-Biografie finden sich Texte von ihm, die seine Töchter sehr liebevoll zusammengetragen, kommentiert und in Beziehung zueinander gesetzt haben. Es finden sich Meinungen zu vielen verschieden Stationen in seinem Leben wieder, die für mich eine weitere Dimension in seinen Texten öffenen. Wie gerne hätte ich diesen Schriftsteller kennen gelernt. Wem es so geht wie mir, dem sei aufs Wärmste rechts stehendes Buch ans Herz gelegt, es hat einen ganz besonderen Ehrenplatz in meinem Regal. Danke an dieser Stelle noch mal an den lieben Herrn Vertreter P. vom Thienemann-Verlag, der mir das Buch hat zukommen lassen!



"Ich wünsche jeden Kind, dass es ein paar Mal, am rechten Ort und zur rechten Stunde, die rechte Geschichte erzählt bekommt. Dass ihm das rechte Buch in die Hand gerät: zwei, drei Seiten darin, mag sein eine einzige Zeile, ein einziges Wort. EIn Bild nur möge sich darin finden, das es in diesem einen, diesem bestimmten, unwiederbringlichen Augenblick seines Lebens gerade brauchen kann - als freundlichen Zuspruch , als Anstoß zum Spiel der Gedanken, als Anregung für die Phantasie."

Dienstag, 16. April 2013

Ich hab da was gefunden...

... eigentlich jemanden.

Ich hab schon mal einen Post über ihn geschrieben, aber ich krieg ihn nicht aus dem Kopf. Es ist wie verhext. Jedes Mal, egal was ich gerade tue, oder woran ich sonst gerade denke, er kommt mir in den Sinn. Und NEIN, die Rede ist nicht von einem fiktiven Charakter und auch nicht von einem Superhelden! Ich spreche von


Otfried Preußler

Ich hab eben seine Biografie ausgelesen und morgen werden die restlichen Bücher von ihm kommen, die ich mir bestellt hab, unter anderem "Der Kater Mikesch", "Der starke Wanja", "Mein Rübezahlbuch" und noch einige andere. Die Idee, die mir heute beim Heimfahren gekommen ist, ist folgende:
Ich werde eine Lesereihe zu Otfried Preußler machen, mit allen seinen (gedruckten) Werken. Den Anfang hat, ganz und gar unerwarten, schon Krabat gemacht. Im Nachhinein ist es kein schlechter Anfang. Es war das erste Buch von ihm, an das ich mich bewusst erinnern kann, es "ohne Bilder" gelesen zu haben, sprich: Mein erstes Buch ohne Illustration. Ich war damals in der Volksschule und hab noch nicht viel von dem verstanden, was ich da gelesen habe, aber ich war mächtig stolz auf mich.
Natürlich habe ich den Räuber Hotzenplotz vorgelesen bekommen, als Kindergartenkind, und auch meine ersten Gehversuche beim Lesen hab ich in unserem dicken Hotzenplotz-Buch gemacht. Aber schon bald hat mich der Reiz des Unbekannten gepackt und so ist es eben der "Krabat" geworden, der mich seit mittlerweile über zehn Jahren begleitet und von all seinen Büchern den meisten Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Ich freu mich schon auf "Die Abenteuer des starken Wanja", von dem ich mir erhoffe, dass er ein bisschen wie Krabat ist, und natürlich auf ein Wiedersehen mit dem kleinen Wassermann, der kleinen Hexe und dem Räuber Hotzenplotz!

Samstag, 13. April 2013

Standortbericht

Normalerweise lese ich bei einem Buch, das ich einmal angefangen habe, aber dann unterbrochen habe, nicht mehr weiter. Zumeist hat es einen bestimmten Grund, warum micht trotz bestehender Lektüre ein anderes Buch so sehr angelacht hat, dass ich nicht widerstehen konnte. Meistens ist der Grund der, dass die erste Lektüre einfach unspannend ist....

Hier allerdings gibt's einen ganz anderen Grund: die Sprache. Normalerweise lese ich meine Bücher auf Deutsch und bin geborene Verfechterin der schönen, schrecklichen deutschen Sprache. Dieses hier hab ich allerdings auf Englisch angefangen, ohne guten Grund, einfach so (und weil immer alle sudern, wie toll des ned ist, wenn man ein Buch auf Englisch liest)

Also gut, ich präsentiere WAR von SEBASTIAN JUNGER

Ohne von meinen Schwierigkeiten von Fachvokabular sprechen zu wollen, muss ich sagen, dass es mir erstaunlich leicht fällt, die Sätze zu verstehen. Allerdings bin ich so damit beschäfigt, Sätze und Absätze zu zerlegen und zu analysieren, dass mir der Zusammenhang flöten geht. Und so hab ich nach entnervenden drei Tagen das Buch zu Seite gelegt und mein Regal ungelesener Bücher durchgeguckt, ob mich nicht was anderes anlacht. Und tatsächlich, mir ist was in die Hände gefallen:







DIE CHRONIK DES EISERNEN DRUIDEN - DIE HETZJAGD von KEVIN HEARNE

Ich hab mir eigentlich vorgenommen, nach Peter Brett erstmal keine Fantasy zu lesen, aber dem keltischen Charme eines 2000 Jahre alten Druiden und seinem irischen Wolfshund (in erster Linie wars der Wolfshund, der mich schwach gemacht hat), konnte ich nicht widerstehen. Die Story spielt irgendwo in Arizona und hat viel zu tun mit Hexen, Göttern, Feen und sonstigen magischen Wesen aller Art. Prinzipiell ist nicht viel neues in der Geschichte, aber sie ist irgendwie nett geschrieben, leicht und fluffifg. Wie Kuchen.
Ich mag normal keine lustigen Bücher, meistens weil die Komik durch Lächerlichkeit erzeugt wird und wenn ich eins auf den Tod nicht ausstehen kann, dann ist das Lächerlichkeit. Gott sei Dank schafft es Kevin Hearne - wenn auch um Haaresbreite - seinen zugegeben ziemlich speziellen Charakter nicht in die Lächerlichkeit abdriften zu lassen. Insgesamt hat mir der eiserne Druide als Lückenfüller gut gefallen. obwohl er für mich einen Tick spannender und rasanter hätte sein können.

Und nun, wie im echten Leben, zurück zu    WAR



Nachdem ich fünf Minuten damit verschissen verbracht habe, die Stelle zu finden, an der ich aufgehört habe, (ohne Erfolg) hab ich einfach an einer Stelle angefangen, an der ich sicher schon war. Und siehe dar, es entpuppt sich als spanndend. Die Vokabeln, die ich nicht kenne, geflissentlich ignoriernd, liest sich "War" superspannend und ziemlich eindringlich. Sebastian Junger ist Jahrgang 1962 und verbringt ein Jahr mitten im  Afghanistan-Krieg als "eingebetteter Journalist" im Korengal Valley im Osten von Afghanistan. Ich hab schon einige Bücher mit dem Thema gelesen, unter anderem "Das Leben ist ein wildes Tier" von Carsten Stormer (meine persönliche Einstiegsdroge) und "Vier Tage im November" von Johannes Clair, der auch über Afghanistan, allerdings aus deutscher Sicht schreibt. Alle haben eins gemein: wie unglaublich scheißegal unsere Probleme sind. Für "War" werd ich noch ein gutes Stück Sitzfleisch brauchen, einfach, weil es anstrengend zu lesen ist in einer fremden Sprache und weil Junger einfach alles so aufgeschrieben hat, wie es passiert ist und nicht so, wie es vielleicht zusammenpassen würde.

Ich hab auf jeden Fall fest vor, dass ich durchhalten werde!

Donnerstag, 4. April 2013

Was für eine Überraschung

Ich hab ehrlich NIE einen zweiten Blick an das Buch verschwendet, einfach weil es mir gar nichts gesagt hat… AAABER wieder einmal hab ich mich getäuscht.



Hm, zuerst allerdings hat’s gar nicht danach ausgesehen. Die Geschichte handelt von “Killerpferden” (Originalton Maggie Stiefvater), die jedes Jahr im Herbst aus dem Meer steigen. So weit, so bizarr. Killerpferde? Im Ernst? Die Autorin, der ich “Nach dem Sommer” + Folgebände zu verdanken haben, schreibt das?!
Na gut, dachte ich mir, und fing an. Und ich konnte dieses Buch nicht mehr zur Seite legen. Ganz egal, wie skeptisch ich dem Plot gegenüber war, die Frau hat es geschafft, dass ich ihr jedes einzelne Wort glaube. Wunderschöne, starke, geheimnisvolle Pferde, die aus dem Meer steigen wie Götter, wild und ungezähmt und zu etwas werden, das man beherrschen kann – diesem Zauber konnte ich mich nicht entziehen. Und so ließ ich mich entführen, in die Welt von Sean und Puck, wo Wasserpferde Fleisch fressen und so gefährlich und unberechenbar wie die See sind.
Mit zehn Jahren verlor Sean seinen Vater in dem Rennen, das jedes Jahr im Herbst auf dem Rücken der Capaill Uisce, der Wasserpferde, ausgetragen wird. Der neunzehnjährige Sean hat nun sein Herz an die Wasserpferde verloren und versteht die Wesen besser als irgendjemand sonst auf der Insel Thisby. Besonders den Fuchs Corr, der wie ein Teil seiner Seele ist und auf dem er schon vier Mal das Rennen gewonnen hat.
Auch Puck verliert ihre Eltern an die Wasserpferde und lebt nun mit ihren beiden Brüdern allein in ihrem Haus. Ihr großer Bruder Gabe arbeitet sich die Seele aus dem Leib, doch es reicht nicht. So beschließt Puck an dem Rennen teilzunehmen. Wie so oft treffen sich Sean und Puck und irgendwie kann der verschlossene, harte Sean nichts dagegen ausrichten, dass die ewig mürrische, fest entschlossene Puck nicht aus seinen Gedanken weicht.


“Ich will nicht deine Schwachstelle sein, Sean Kendrick.” Jetzt blickt er mich an. Dann sagt er ganz leise: “Dafür ist es ein bisschen spät, Puck.”


Doch beide können das Rennen nicht gewinnen…
Es ist schon eine Zeitlang her, dass ich übersehen hab, wie weit ich noch hab, bis zum Schluss von einem Buch. Aber hier war ich plötzlich in der Mitte des Buches angelangt und noch viel plötzlicher am Schluss. Es hat mir gefallen, von Sean und Corr zu lesen, die so eine innige Verbindung haben und so offensichtlich zusammen gehören (viel offensichtlicher als Puck und Sean übrigens) und von der Welt auf dieser kleinen verschrobenen Insel mit ihren paar tausend verschrobenen Einwohnern und ihrer einen großen Besonderheit: Der Capaill Uisce, die irgendeine Mischung aus schottisch-irischen magischen Wasserwesen sind, die aus der See an Land kommen und Menschengestalt annehmen, um unschuldigen Jungfrauen die Köpfe zu verdrehen.
Eine große Geschichte voll Tragik und Dramatik und fast ganz ohne Liebesgeschichte!
Fazit: Maggie Stiefvater kann’s einfach und ich werde mich hüten, noch einmal ein Buch von ihr links liegen zu lassen :-)

Dienstag, 2. April 2013

Final Fantasy

Es ist vollbracht!!

Nein, ernsthaft, ich bin endlich fertig. Eigentlich schon seit letzter Woche, aber ich hab ein bisschen Zeit gebraucht, um das Gelesene sacken zu lassen und nicht voll Wut noch einen schlechten Post über "Das Flüstern der Nacht" zu schreiben.

Weil eigentlich gibts einige Punkte, die mir dann doch relativ gut gefallen haben:
1. Renna: Renna steigert sich von einem ebenso erbärmlichen wie unnötigen Charakter zu meinem neuen Favorite des Buches. Zu Beginn, als wir das erste Mal mehr über sie erfahren, ist sie nur die dritte von drei Schwestern, die bei einem ekligen und verabscheuungswürdigen Vater aufwachsen. Aber anstatt ihr Los zu ertragen oder sich - wie ihre beiden Schwestern -  in die Arme des nächsten Mannes zu stürzen, wehrt sie sich. Das ist das erste Mal, dass sie in meiner Achtung steigt. Und als sich dann ihr Weg und der von Arlen kreuzen und aus dem unbedarften, dümmlichen Mädel eine richtige Furie wird, hatte ich das erste Mal wieder Spaß beim Lesen. Endlich gibts eine Figur, die dem großen, mächtigen Tätowierten Mann mal richtig die Meinung sagt und beim Kampf gegen die Dämonen mit echtem Herzblut dabei ist! Hell yeah!

2. Jardir & Leesha: Ich mag Leesha immer noch nicht. Aber als sich Jardir und sie treffen, konnte ich zum ersten Mal nachvollziehen, warum er sich in sie verliebt. Dieser Aufprall der Kulturen, der sich schon angekündigt hat, als Arlen und Jardir aufeinandertrafen, kommt bei den beiden richtig zur Geltung. Außerdem war's wahrscheinlich doch keine so blöde Idee, Jardirs Geschichte so genau aufzuschreiben, denn erst mit diesem Hintergrundwissen gewinnt die Geschichte im letzten Drittel an Tiefe. Außerdem passen Jardir und Leesha richtig gut zusammen, genauso wie Renna und Arlen. Das ist auch schon der dritte Punkt auf der Positiv-Liste:

3. Die Pärchen: Bishher hatte ich so das Gefühl, dass eher Leesha und Arlen füreinander vorgesehen waren. Alles hat darauf hingedeutet und mehr als ein Buch lang hat's nicht so richtig gefunkt. Ganz egal, was passiert ist, irgendwie hat der Autor die beiden nicht zusammengebracht. Umso mehr freut es mich, dass er das fruchtlose Bemühen endlich aufgegeben hat und für beide einen anderen Weg gefunden hat. Renna ist der perfekte Sidekick für Arlen, witzig, klug und ebenso furchtlos wie er. Außerdem ist sie nicht auf den Mund gefallen und lässt sich von seinen Tätowierungen nicht täuschen. Sie weiß, wer der Junge dahinter ist, und das ist mehr, als Arlen von sich behaupten kann.
Leesha und Jardir wären das perfekte Märchenpaar (witzig, dass immer das Wörtchen "perfekt" auftaucht, wann auch immer Leesha im Spiel ist), er als der dunkle mächtige Wüstenprinz mit einer ganzen Armee im Rücken und der fremden, orientalisch-arabischen Kultur und sie als das moderne, emanzipierte Kräuterhexchen-Schneewittchen. Stell ich mir irgendwie prickelnd vor. Aber - es gibt immer ein Aber - es kommt ja nicht so weit. Muss ich doch den dritten Teil lesen...

Was mir nicht gefallen hat, war das. was mich vorher auch schon gestört hat. Dazu zählt die allzu perfekte (da - schon wieder), offensichtlich unrealistische Leesha, die Unfähigkeit des Autors, Schwerpunkte zu setzen und Entscheidungen zu treffen und das immense Blabla zwischen den spannenden Szenen...