Sonntag, 21. Juli 2013

Uiui, liebe Julie Kagawa

Hab ich eben drüber nachgedacht, was ich so in letzter Zeit gelesen habe, und was ich euch darüber erzählen kann, da fällt mir dieses kleine Büchlein in die Hände.
Julie Kagawa, Unsterblich 01, Das Tor der Dämmerung. Stolze 600 Seiten dick, hab mich gefreut auf einen ähnlichen Unterhaltungswert wie "Plötzlich Fee. Sommernacht". Damals war ich recht überrascht von dem Buch, weil das Cover Kitsch Ende nie ist und die Geschichte dahinter aber putzig erzählt. Ich weiß sogar noch die geklauten Namen :-) Ganz egal, "Unsterblich" war also etwas vorbelastet. Gar nicht viel. Nur ein bisschen. Nur ein klein wenig Unterhaltung hab ich mir erhofft und ja, auch wenn es eine Vampirgeschichte ist, 'nen einigermaßen annehmbaren Plot.
ABER (und das ist ein großes aber) ich hab's noch immer nicht fertig. Das Buch ist in vier Teile unterteilt und ich kann mich einfach nicht dazu motivieren den Vierten noch zu lesen. Es geht um Allison, aus derer Perspektive die Handlung erzählt wird. Vampire sind böse, halten Menschen als Nahrungsspender und leben wie die Maden im Speck, während in den Außenbezirken die Menschen verhungern, die nicht Blutspenden gehen wollen. Natürlich kommt unsere Heldin aus den Außenbezirken und natürlich hasst sie Vampire bis aufs Blut (hihi). Natürlich hat sie irgendwie irgendwann keine Wahl und muss sich zwischen Vampir und Tod entscheiden. Und natürlich wird sie ein Vampir. So weit, so schnarch.
Als wäre das nicht genug Bla-bla, kommt dann nicht etwa Schwung in die Handlung, nein, wir schicken zuerst unseren halb-ausgebildeten, heroischen Pseudovampir auf die Wanderung. Und sie wandert und wandert und wandert. Dann trifft sie wen und sie wandern wieder und so weiter und so fort. Gääääähn!

Ganz besonders stört mich die Eindimensionalität der Hauptfigur. Sie ist so simpel wie ein Stock. Und ihr geheimnisvoller Vampir-Papi hat das Charima einer Wanderratte. Dann ist da noch ein bisschen Pseudo-Drama dabei, weil die gute Allison hatte ja Freunde als Mensch und es ist ja sooo tragisch, das der Kerl sie nicht mehr mit der Pobacke anschaun will, als sie ein Vampir wird. Und natürlich, warum komm ich darauf bloß so spät, natürlich verliebt sie sich in einen Mensch. (Zumindest dort, wo ich aufgehört hab) ach ja - vielleicht weil das ganze so Gaga ist im Kopf, dass die Liebesgeschichte nicht mehr als ein notwendiger Baustein ist. Da ein bisschen Tragik, da ein bisschen Romantik, da ein heroisches Vampir-Mädchen und dann noch ein unnahbarer, geheimnisvoller Fremder und ein knuffiger kleiner Siebzehnjähriger und fertig ist die Schablone. Und genau danach ist dieses Buch geschrieben. Uff.

Alles in allem eine herbe Enttäuschung für mich. Für alle, die gern Schablonen-Stories haben wollen, ist die Geschichte aber genau richtig! Viel Spaß dann noch damit!


Übrigens, mit Elantris bin ich auch noch nicht durch. Da ist mit den ganzen Politintrigen und Religionsfanatikern wohl irgendwann die Spannung auf der Strecke geblieben. Auch schade drum!

Montag, 1. Juli 2013

Lesebericht

In letzter Zeit war ich furchtbar faul mit dem Einpflegen meiner neuen Titel. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass bei mir so schnell neue Sachen kommen, dass ich schon selber den Überblick verliere.

Heute hab ich ein nettes kleines Büchlein beendet, "Der Fall Jane Eyre" von Jasper Fforde. Zuvor hatte ich noch nie von dem Buch gehört, und wenn nicht meine Kollegin mit dem eben erschienenen Band 6 aufgetaucht wäre, hätte ich das wahrscheinlich auch nie. So aber haben wir uns gespannt über die phantasievolle Karte gebeugt, die in Band 6 abgebildet ist und es hat auch gar nicht lange gedauert, bis ich Band 1 mein Eigen nennen konnte.

Die Handlung spielt in London, allerdings nicht in einer Wirklichkeit, wie wir sie kennen. Britannien ist Kolonialmacht, belagert seit 130 Jahren die russische Halbinsel Krim und liegt im Clinch mit Wales, das sich unabhängig erklärt hat. Literatur hat einen so hohen Stellenwert, dass es sogar eine eigene Polizeieinheit gibt, die sich mit literarischen Verbrechen beschäftigt. Dort kommt unsere Protagonistin Thursday Next ins Spiel, die als LiteraturAgentin (kurz LitAg) in London arbeitet. Sie ist dem gewieften Verbrecher Archeron Hades auf den Fersen, der ein Originalmanuskript von Charles Dickens gestohlen hat, nämlich den "Martin Chuzzlewit". (Möglicherweise oute ich mich jetzt als ungebildeter Banause, aber ehrlich: von Martin Chuzzlewit hatte ich noch nie vorher gehört.) Zu allem Unglück hat Thursdays ebenso verschrobener wie genialer Onkel Mycroft eine Maschine gebaut, die es erlaubt, Figuren und Gegenstände in Bücher hineinzuversetzen und ebenso wieder aus ihnen herauszuholen. Das schlimme an der Sache ist, dass, wenn man das Originalmanuskript ändert, sich automatisch alle Exemplare des Buches ebenfalls ändern. Einfach mal die Hautptfigur aus der Handlung holen ist also keine gute Idee...
Wie aber kommt Jane Eyre ins Spiel? Und hier setzt meine Kritik an.

Zum Einen ist das Buch angenehm phantasievoll geschrieben, mit ganz vielen liebevoll sorgfältig ausgedachten Details. Andererseits leidet die Handlung und der Figurenaufbau etwas darunter. Thursday Next bleibt relativ lange, nämlich bis zur Mitte des Romans, ziemlich farblos und das obwohl schon auf den ersten Seiten die Post abgeht und der Leser mitten in das Geschehen hineingeworfen wird. Dann wiederum hängt die Handlung etwas, vor allem, weil ich sehnsüchtig auf die, groß im Titel angekündigte Enführung der Jane Eyre gewartet habe. Die lässt sich allerdings wirklich bitten und bietet im Gegenzug dafür nicht allzu viel. Auch mit dem Unterscheiden von Thursdays neuen Partnern hatte ich ordentliche Problemen.
Dafür, und das möchte ich wirklich positiv unterstreichen, bietet die Story unglaublich viel Hirnnahrung und Phantasie-Stupser und ich freu mich schon auf den nächsten Band.

Von mir gibt's eine Empfehlung für alle Bücherwürmer, die sich manches Mal gewünscht haben, dass ihre Lieblingsbücher lebendig werden und an alle Low-Fantasy-Leser (gibt's das Wort?), an alle also, die gerne träumen, dafür aber nicht gleich ins All fliegen wollen.